Über Harmonie, Akkorde und Melodien
08 Okt 2009 01:12 #80251
pue
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Danke Hans für den Butera. Da fallen mir gleich die Worte ein, die ich hätte schreiben wollen:
R&R und auch R&B ist in erster Linie 'ne Frage der Haltung!! Man muss das sein, um das spielen zu wollen und zu können. Das ist in jeder Kunst so, nur hier ist es so auffällig.
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08 Okt 2009 01:43 #80252
hwp
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pue schrieb:
Danke Hans für den Butera. Da fallen mir gleich die Worte ein, die ich hätte schreiben wollen:
R&R und auch R&B ist in erster Linie 'ne Frage der Haltung!! Man muss das sein, um das spielen zu wollen und zu können. Das ist in jeder Kunst so, nur hier ist es so auffällig.
Ja in der Tat, gleichwohl kann die Kunst vieles adeln, wenn sie ihr Können einsetzt!
Das haben wir bei Armstrong und Miles erlebt.
Hier noch ein kleines Beispiel im Jive (eine Minifeld des R&R)
Louis Prima Disney Werk *Jungle Book* "King Louie"
LG Hans
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08 Okt 2009 12:11 #80274
pue
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Hat sich der Bebop in den 40ern zur Kunstmusik entwickelt, so verstehen sich die hier besprochenen Musikstile in erster Linie als Tanzmusik. Ohne den Tanz hätte sich die Musik gar nicht dahin gehend entwickeln können. Es geht wie immer nur um das eine: Mann und Frau!
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10 Okt 2009 20:08 #80390
pue
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Hard Bop
War der Cool Jazz eher die europäische, intellektuelle Weiterentwicklung des Jazz, so ist die schwarze Variante der Hard Bop. Er steht in der Tradition des Bebop, orientiert sich aber wieder stärker an den geradlinigeren Stilen der afroamerikanischen Musikkultur wie Blues, Gospel und Rhythm 'n Blues.
Die Vormachtstellung des Jazz als populäre Musikkultur in den USA fängt Mitte der 50er Jahre an zu bröckeln. Der heiße Rock 'n' Roll überrollt das Land und läßt die Verkaufszahlen der Plattlabels nach oben schnellen. Die coolen Jazzer von der Westcoast wirken dagegen fade und blass. Die Entwicklung des Jazz verläuft aber nicht geradlinig und wenn ich mir Aufnahmen aus der Mitte der 50er Jahre anhöre, ist ein einheitlicher Stil kaum heraus zu hören. Das Spektrum des Jazz war zu dieser Zeit bereits riesig, da im Grunde alle Stile auch nebenbei weiter bestanden, bzw. ihr Revival erlebten.
So fällt es etwas schwer, Hard Bop musikalisch zu definieren. Er stellt keinen Bruch zur Bebop-Tradition dar, ist aber den afroamerikanischen Roots näher als der Jazz der 40er. Das verschafft ihm Selbstbewußtsein, er setzt nicht mehr auf das harmonische System der Pin-Tan-Alley-Schlager und der Swingschnulzen auf, sondern findet zurück zur eigenen Tradition.
Die Aufnahmen des Quintetts um Art Blakey und den jungen Trompeter Lou Donaldson aus dem Birdland in New York aus dem Jahr 1954 gelten als eine der Geburtsstunden des Hard Bop, ich selbst höre allerdings in erster Linie noch den Bebop des vergangenen Jahrzehnts:
a night at birdland vol. 1 - Art Blakey Quintet, Split Kick
Art Blakey ist wohl einer der beständigsten Vertreter des Hard Bop, seine Jazz Messengers bestanden über viele Jahre in unterschiedlichen Formation mit oft sehr jungen Musikern. Diese Aufnahme von dem grandiosen Bobby-Timmons-Stück 'Dat Dere' ist aus dem Jahr 1961:
Lee Morgan tp, Wayne Shorter ts, Bobby Timmons p, Jymie Merritt, b, Art Blakey dr
Bleibt zu erwähnen, dass auch Miles Davis mit seinem Auftritt auf dem Newport Jazzfestival 1954 zu den Geburtshelfern des neuen Stils zählt, eine Tatsache, die über die nächsten Epochen so bleiben wird. Man entschuldige also die nur beiläufige Erwähnung hier.
Ein weiterer Schlagzeuger steht stellvertretend für den Hard-Bop-Stil: Max Roach. Hier mit dem eben schon gehörten Clifford Brown an der Trompete und dem Stück 'Land's End':
Ich hab das Stück heraus gesucht, weil die Art des Themas vielleicht am besten zeigt, was Hard Bop ausmacht: gemäßigtes Tempo, einfache Melodie auf Basis einer Bluetone-Skala und eine klare schnörkellose Rhythmusgruppe.
Für viele Künstler aus dieser Zeit gilt, dass sie sich nicht eindeutig und ausschließlich dem Hard Bop zuordnen lassen, ja, die Genrebezeichnungen des Jazz ab dieser Zeit werden selbst immer fragwürdiger, was nicht zuletzt daran zu erkennen ist, dass sich in den 10 Jahren zwischen 1940 und 1950 vier oder mehr verschiedene Stilarten ausmachen lassen.
Hier eine Liste weiterer Musiker, die sich zumindest teilweise dem Hard Bop zuordnen lassen: Cannonball Adderley, Sonny Stitt, Jimmy Bruno, Donald Byrd, Sonny Clark, Kenny Drew, Benny Golson, Dexter Gordon, Joe Henderson, Andrew Hill, Freddie Hubbard, Jackie McLean, Charles Mingus, Blue Mitchell, Hank Mobley, Johnny Griffin, Thelonious Monk, Lee Morgan, und nicht zuletzt Sonny Rollins.
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12 Okt 2009 21:52 #80476
hwp
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pue schrieb:
Hat sich der Bebop in den 40ern zur Kunstmusik entwickelt, so verstehen sich die hier besprochenen Musikstile in erster Linie als Tanzmusik. Ohne den Tanz hätte sich die Musik gar nicht dahin gehend entwickeln können. Es geht wie immer nur um das eine: Mann und Frau!
Moin! Das gefällt mir, besonders der Abdruck am Rücken von dem Tänzer!
LG Hans
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13 Okt 2009 09:53 #80497
antonio
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hallo pue - du schreibst:
gemäßigtes Tempo, einfache Melodie auf Basis einer Bluetone-Skala und eine klare schnörkellose Rhythmusgruppe.
Wie ist das zu verstehen? Man spielt also mehr oder weniger mit einer Skala bzw. in einem Tonaraum und nicht mehr kompliziert über Akkorde wie im BeBop? Was wäre dann z.b: eine Bluetone Skala? Blues Skalen sind ja wahrscheinlich nicht damit gemeint.
LG
antonio
Letzte Änderung: 13 Okt 2009 09:54 von antonio.
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13 Okt 2009 10:05 #80500
pue
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Hallo antonio,
die Kriterien, was nun den Hard Bop ausmacht, sind etwas unscharf. Wenn du die Improvisationen anhörst, benutzen die Solisten oft das gleiche Material wie im Bebop. Es ist also mehr eine Tendenz hin zum Einfacheren und das hört man in erster Linie an den Themen der Stücke, die sich oft auf das Material einer Blues Skala reduzieren lassen.
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13 Okt 2009 11:48 #80505
antonio
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Hallo pue
o.k. doch oft Blues-lastig. Wären ausserdem die dorischen Modi die von dir angesprochenen Blueskalen, oder einfach nur in Einzeltönen abgeänderte dur-Skalen? Vielleicht kann man das gar nicht so genau umreissen...
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13 Okt 2009 23:00 #80525
bluemike
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Hi,
ich glaube, dass Hardbop auch sehr viel mit der Tonbildung zu tun hatte: Die Jungs wurden wieder lauter, voller und mitunter bezogen sie Elemente aus dem R&B ein - Smears, Glissandi, Growls. Wie etwa hier Booker Ervin.
next time you see me...
Letzte Änderung: 13 Okt 2009 23:02 von bluemike.
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13 Okt 2009 23:03 #80526
pue
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Hast schon recht, einer genaueren Definition entzieht sich der Stil. Die Einflüsse sind zu vielfältig und es ist vom Bossa bis zum Blues alles möglich.