Der Typ ist ein guter Showman - mehr nicht - jedenfalls zeigt er nicht mehr.

@pue
Die degradierte Rolle des Saxophonisten ab dem Rock'n'Roll Zeitalter muss ich mit dir nicht diskutieren - das weißt du viel besser als ich. Natürlich grooven die - sonst bleibt ja nix. Wenn sie selbst das nicht könnten, wär's ja absolute Grütze.

Ich find sie nicht degradiert. Meinst du, sie waren fremdbestimmt?

Es ist beileibe nicht einfach, mit zwei Tönen ein ganzes Solo zu spielen. Das hat vor ihnen Keiner geschafft. Sie reduzieren die Melodie auf das Notwendigste und können das, weil sie super Saxophonisten sind.

Mal unabhängig von der Rolle des Saxophonisten, von Musikgeschmäckern, von technischen und/oder musikalischne Fähigkeiten:

Warum macht ein Mensch, der auf die Bühne geht das, was er macht (neben seinen Unterhalt verdienen)

In der Regel um dem Publikum ein "gutes Gefühl" zu vermitteln, vielleicht sogar um zu begeistern. (Es gibt auch welche, die wollen nachdenklich stimmen, aufrüttlen ...., aber immer will dieser Bühnenmensch sein Publikum für sich gewinnen, oder?)

Und die einen haben halt ne Endorphinausschüttung bei Bach und Beethoven, andere bei U2, andere bei Sportfreunde Stiller, andere bei Peter Alexander, andere brauchen Coltrane, andere R&B oder R&R....

Und sein Publikum geht mit ner gehörigen Endorphindröhnung nach Hause, garantiert!

danke für den link
Mir gefällt das Saxophon durchaus.

Es passt zum Sound
Es grooved
Der Spieler macht ne gute Show
Es ist nicht das Übliche
und die Takte die er spielt, spielt er gut.

Habt ihr schon von Men in Blech oder Men in Brass gehört???
Die spielen bekannte Stücke ganz anders nach und bieten eine Wahnsinns Show. Geht mal auf die HP von denen. Unter youtube findet man auch das eine und andere video.
Nachzulesen auch unter der letzten Clarino.
LG
Maskottchen

@pue
Na klar war sie degradiert. Jedenfalls, wenn man deren Rolle mit der von Jazz-Saxophonisten vergleicht. Das betrifft diese ganze Musik, nicht nur den Saxophonisten. Sie wurde rhythmusbetonter und wurde ansonsten auf minimale musikalische Parameter reduziert. So hat es die Masse auch wieder verstanden - danach konnte man tanzen. Aber, ob die Musiker das immer so toll fanden? Ab diesem Zeitpunkt wurde (mal wieder) die Kunstform (Jazz/Freejazz) zur Unterhaltungsmusik (Rock'n'Roll). Es ging wieder mehr um Profit - also war dieser Wechsel fremdbestimmt, ja.

@50tmb
Das Publikum von DJ Ötzi auch. Aber natürlich ist das legitim - doch es ist noch lange keine Aussage über die Qualität einer Musik/eines Musikers.

saxkai5 schrieb:Ohne ein Fan von irgendwelchen DJs zu sein: Danke für diese Aussage!
Wie würdest Du die Qualität einer Musik messen? Wie die Qualität eines Musikers?

neugierigen Gruß!

frickler

Meine bescheidene Meinung

Die Aneinanderreihung von Tönen in der richtigen Reihenfolge nennt man Können.

Die Qualität dieses Können bestimmt der Zuhörer.

Der Zuhörer hat unterschiedliche Qualitätsmaßstäbe ohne das diese verallgemeinert werden können. Also jeder für sich.

Ich finde der Typ da kann spielen, und die Qualität ist so hoch, dass er damit den ganzen Laden rockt und die allermeisten Zuhörer anschließend sagen werden " Ja die Qualität war den Eintrittspreis wert". ein paar sagen "Naja war nicht so dolle"

Spielt er im deutschen Opernhaus als Vorprogramm von Aida, werden vermutlich die meisten der Zuhörer sagen "Was für ein Blödsinn" und ein paar sagen "Klasse mal was anderes".

Oder?

Gruß
Smatjes

Saxkai ist sicher:
Er hat aber nicht recht. Denn Äpfel mit Birnen geht nicht, finde ich.....

Im Jazz ist das Sax daaaas Instrument, viele Saxophonisten werden verehrt, spielen Läufe wie die Weltmeister, schnell und perfekt, obwohl sie ab einem gewissen Pkt. nur sich selber zitieren bzw. ihre technische Virtuösität zu stark in den Vordergrund gerät. Und? Wer regt sich darüber auf?

Und wenn ich vernehme, die hier schreibenden Herrschaften meinen, sie könnten es mindestens genau so gut wie Max, dann haben die, die diese Position hier bislang vertreten haben, einfach keine Ahnung. Befürchte ich.

Und im Rahmen der maxistischen Darbierungen ist das Sax quasi nur Motor und Soundfarbe. Und?

Ansonsten: Smatjes hat recht!

smatjes schrieb:Das Können kann der Zuschauer in den wenigsten Fällen bestimmen. Geht gar nicht, da die meisten von der Materie keine Ahnung haben.
Wenn wir uns ein Bild zeitgenössischer Kunst betrachten, können wir sehr wahrscheinlich wenig über die Qualität sagen - aber wir haben Emotionen, die ja nicht rational sind. Und die sagen dann: Das sieht ja toll aus - so modern irgendwie. Ein Galerist könnte schon eher ein Urteil über die Qualität des Bildes fällen. Also steigt oder fällt nur der Wert dieses Bildes mit den Augen des Betrachters, aber keinesfalls die Qualität. Das ist ein riesiger Unterschied.
Auch in der Musik wird das immer wieder verwechselt. Es geht nur nach Verkaufszahlen. Auszeichnungen richten sich nach verkauften CD's/Downloads. Sagt das aber etwas über die Qualität der Musik aus? Nö. Weil sonst würde Florian Silbereisen hochwertigere Musik machen als Joshua Redman (obwohl dieser weltweite Anhänger hat, aber eben dennoch nicht ganz so viele CD's verkauft).
Ok, man muss unterscheiden, aus welchen Gründen Musik gemacht wird. Ich unterscheide zwischen einerseits der "Kunstform" Musik und der Unterhaltungsmusik auf der anderen Seite. Mischformen gibt's natürlich jede Menge. Wenn ein John Coltrane auf die Bühne gegangen ist, war es ihm relativ egal, ob die Zuschauer abgehauen sind, weil sein Solo mal wieder zu lang war. Er wollte das ausdrücken, was in ihm war, und das war anscheinend eine Menge. Wenn ein Dieter Bohlen auf die Bühne geht, macht er eine Show um Geld zu verdienen - um mehr geht's da nicht. Das sind die wesentlichen Unterschiede. Also wenn ich sehe, dass die Show größer ist als die Musik, die ich höre, werde ich skeptisch.
Um nochmal auf den ersten Saxer zu kommen: Ich finde er macht eine gute Show, und das ist für diesen Zweck auch angemessen - nur kann ich es musikalisch nicht Ernst nehmen.

Gruß Kai